Im zweiten Teil unserer Serie «Frauen in der NASCAR» werfen wir einen Blick auf die moderne Ära der NASCAR. Wir starten im Jahr 1975.
Janet Guthrie
Janet Guthrie wurde am 7. März 1938 in Iowa City geboren. Bereits mit 17 Jahren machte sie ihren Pilotenschein, mit 21 hatte sie bereits mehr als 20 Flugzeugtypen geflogen und arbeitete für das Aerospace-Unternehmen Republic Aviation in Farmingdale, Long Island. 1963 absolvierte Guthrie zudem noch ein Physikstudium an der Universität von Michigan und im Jahr 1965 nahm sie am Astronauten-Trainingsprogramm der NASA teil.
Ihre Rennfahrerkarriere startete Guthrie zwischendurch 1961 in der SCCA und qualifizierte sich 1976 erstmals beim Indianapolis 500. Im gleichen Jahr erhielt Guthrie als erste Frau eine Fahrerlizenz im NASCAR Winston Cup. Louise Smith, Sara Christian und andere Frauen waren bis dahin ja bekanntlich in der NASCAR Grand National Series gestartet, sodass Guthrie als erste Frau im Winston Cup galt.
Auf einem Chevrolet Laguna mit der Startnummer 68 und dem Sponsor «First Union National Bank» belegte Guthrie den 15. Platz beim Charlotte-600-Rennen am 30. Mai 1976.
Renngeschichte schrieb Guthrie zusammen mit Lella Lombardi und Christine Beckers am 4. Juli 1977 beim Rennen «Firecracker 400» auf dem Daytona International Speedway. Es war das erste Rennen des Winston Cups, an dem gleichzeitig drei Frauen am Start waren. Zum Ende der Saison 1977 erreichte Janet Guthrie den dritten Platz in der Rookie of the Year Wertung.
Sie nahm an 34 Rennen in der NASCAR (33x Winston Cup, 1x Winston Racing West Series) zwischen 1976 und 1980 teil und konnte einige Erfolge vorweisen. Insgesamt kam sie 10x in die Top12 und sammelte 5 Führungsrunden. Beim «Times 500» auf dem Ontario Speedway 1977 und in den Qualifyings schlug sie so bekannte Fahrer wie Bill Elliott, Ricky Rudd, Richard Petty, David Pearson, Bobby Allison, Neil Bonnett, Johnny Rutherford oder Dale Earnhardt. Ihr bestes Rennergebnis war ein 11. Platz beim 1980er «Daytona 500». Den besten Rang in der Fahrerwertung erreichte sie 1977 mit Platz 23 in der Meisterschaft.
Lella Lombardi
Die Rennfahrerein Maria Grazia «Lella» Lombardi stammte aus Frugarolo, Italien. Lombardi begann ihrer Rennkarriere zunächst als Navigator im Rallyesport, bevor sie selbst Rallyes fuhr. Für Alfa Romeo fuhr Lombardi in der italienischen Tourenwagenmeisterschaft, bevor sie 1973 in die Formel Ford und die Formel 5000 wechselte. Der Aufstieg in die Königsklasse des Motorsports, die Formel 1, kam 1974. Lombardi fuhr dort 12 Rennen auf March-Cosworth. Bis Heute bleib sie mit einem 6. Platz beim Grand Prix in Spanien 1975 die bestplatzierte Frau in der Formel 1.
Im NASCAR Winston Cup fuhr sie nur ein einziges Rennen am 04. Juli 1977 auf dem Daytona International Speedway, konnte aber mit einem Chevrolet Laguna #05 «Bearfinder» des Teams von Charles Dean nur den 31. Platz einfahren. Ihr Chevy hatte zu Mitte des Rennens mit Getriebeproblemen zu kämpfen, sie konnte sich aber trotzdem weiter im Rennen halten. Wegen einer zweistündigen Regenunterbrechung, nach Runde 103, kam das Auto nicht mehr ins Rennen zurück, da das Team den Wagen nicht mehr rechtzeitig zum Neustart fertig machen konnte. Janet Guthrie und Christine Beckers waren schon vorher ausgefallen.
Christine Beckers
Beim «Firecracker 400» am 04. Juli 1977 nahmen erstmals wieder seit 1949, nach Ethel Flock-Mobley, Louise Smith und Sara Christian, drei Frauen gleichzeitig an einem NASCAR Winston Cup Rennen teil. Christine Beckers, eine Fahrerin aus Belgien, fuhr wie auch Lella Lombardi, nur dieses einzige Rennen in der NASCAR, aber auch dabei hatte sie kein Rennglück, denn bereits nach 33 Runden musste sie wegen defekten Bremsen ihren Ford Torino #93 abstellen. Sie konnte sich nur auf Rang 37 platzieren.
Robin McCall
Robin McCall, geboren am 20. Januar 1964, aus San Antonio, Texas, war bereits in der ASA und der All Pro Racing Series erfolgreich als sie im NASCAR Winston Cup 1982 die beiden Rennen auf dem Michigan Speedway bestritt. Im Juni-Rennen startete sie von Platz 35 und beendete mit ihrem Buick Regal #5 das «Gabriel 400» vorzeitig durch einen Motorschaden auf Rang 29 liegend. Auch beim «Champion Spark Plug 400» im August hatte sie Pech und kam wegen eines Rennunfalls nur auf den 33. Platz. Nach Ende ihrer eigenen kurzen Rennkarriere heiratete sie den bekannten NASCAR-Fahrer Wally Dallenbach jr.
Diane Teel
In der NASCAR Busch Grand National Series fuhr Diane Teel aus Seaford, Virginia in den Jahren 1982 bis 1986 insgesamt 11 Rennen. Damit war Teel die erste Frau in der BGN-Serie.
Bei ihrem ersten Start 1982 in Martinsville kam sie nur auf den 26. Platz, konnte sich aber in zwei weiteren Rennen der Saison steigern mit einem 15. Platz beim Rennen in Richmond und einem guten 8. Platz auf dem Langley Speedway. In der folgenden Saison erreichte sie eine Platzierung in den Top10 – wiederum in Martinsville. Bei vier weiteren Starts landete sie jeweils in den Top 20. In der Saison 1984 nahm sie nur an einem Rennen teil. Dort wurde sie nur Vorletzte, da ihr Motor überhitzte. Die letzte Rennteilnahme von Diane Teel war auf dem Langley Speedway 1986 mit einem 21. Rang und 14 Runden Rückstand.
Patty Moise
Patty Moise aus Jacksonville, Florida begann mit 16 Jahren mit dem Automobilrennsport zunächst in der IMSA Series und fuhr danach 138 Rennen in der NASCAR. Davon 133 von 1986 bis 1998 in der Busch Grand National Series und 5 Rennen zwischen 1987 bis 1989 im Winston Cup. Ihre Fahrerstatistik wies dabei einige Highlights auf, wie z. B. vier Top-10-Platzierungen, 21 Führungsrunden und einer besten Platzierung auf Rang 7 beim «Humminbird Fishfinder 500K» am 22. Juli 1995 auf dem Talladega Superspeedway. Moise fuhr im Laufe der Jahre folgende Fahrzeuge:
1986 Buick LeSabre #47 “Citgo / Red Roof Inns” (1 Start)
1986 Buick LeSabre #38 “KLB Racing” (1 Start)
1987 Buick Apollo #37 “Red Roof Inns” (12 Starts)
1987 (Winston Cup) Chevrolet Monte Carlo #89 “Crisco Butter” (1 Start)
1988 Buick Regal #37 “Crisco Butter” (11 Starts)
1988 (Winston Cup) Buick Regal #37 “Duralt Fuel Conditioner” (2 Starts)
1989 Buick LeSabre #45 “Amway Fuel” (12 Starts)
1989 (Winston Cup) Buick Regal #45 “Amway Fuel” (2 Starts)
1990 Buick Regal #45 “Amway Fuel” (24 Starts)
1991 Buick Regal #42 “Antique Train & Toy » (5 Starts)
1992 Buick Regal #42 unsponsored (1 Start)
1994 Ford Thunderbird, Chevrolet Lumina o. Pontiac Grand Prix #40 “Dial / Purex” (6 Starts)
1995 Ford Thunderbird o. Pontiac Grand Prix #40 “Dial / Purex” (22 Starts)
1996 Ford Thunderbird #14 “Dial / Purex” (18 Starts)
1997 Chevrolet Monte Carlo #14 “Pure Silk” (1 Start)
1998 Ford Taurus o. Chevrolet Monte Carlo #14 “Rhodes Furniture” (19 Starts)
1990 heirateten Patty Moise und Elton Sawyer, der selbst ebenfalls in der Busch Series fuhr. Sawyer und Moise waren damit das erste Ehepaar auf der Rennstrecke in der NASCAR. Ihre letzte Saison bestritt Patty 1998 auf einem Ford Taurus von Michael Waltrip Racing mit 19 Rennstarts und 11 DNQ‘s. Mit ihren insgesamt 138 Rennteilnahmen blieb Patty Moise bisher die Frau mit den meisten Starts in der NASCAR-Serie.
Debbie Lunsford
Lunsford stammte aus Maysville in Georgia und fuhr in der NASCAR Busch Grand National Series 1989 nur ein einziges Rennen auf dem Lanier Speedway. Von Startplatz 15 aus fiel sie 10 Runden vor Rennende auf Platz 23 liegend aus.
Shawna Robinson
Shawna Robinson aus Des Moines, Iowa begann Ende der 1980er Jahre mit dem Rennsport bei Motorschlittenrennen und im Truck Racing. 1988 hatte sie ihr Debüt in der NASCAR Touring Dash Florida Series (später NASCAR Goodys Dash Series) und holte bei ihrem ersten Rennen auf dem Daytona International Speedway gleich den 3. Platz. Noch erfolgreicher war ihr Start auf dem New Asheville Speedway mit dem ersten Rennsieg einer Frau in der Geschichte der NASCAR-Organisation. In den Jahren 1988 und 1989 erhielt Robinson jeweils den Titel «Most Popular Driver» in dieser Rennserie.
1991 wechselte Shawna Robinson in die NASCAR Busch Grand National Series und konnte in der Saison 1994 beim Rennen auf dem Atlanta Motor Speedway als erste und bisher einzige Frau eine Pole Position in der BGN einfahren. Beim Rennen selbst schied sie aber bereits in der ersten Runde durch einen Zusammenstoß mit Mike Wallace und Joe Nemechek aus. Im Stock-Car-Motorsport hatte Robinson bisher 101 Starts, davon 61 Rennen zwischen 1991 bis 2005 in der NASCAR Busch Grand National / Busch Series, 8 Rennen im NASCAR Winston / Nextel Cup, 3 Rennen in der NASCAR Craftsmen Truck Series, 4 Rennen in der NASCAR K&N Series und 27 Rennen in der ARCA Re/Max Series. Als bestes Einzelergebnis steht in ihrer Statistik bisher ein 2. Platz beim «ARCA 200» am 7. Februar 1999 sowie 4 weitere Top-5-Ergebnisse in der ARCA.
Kat Teasdale
Kathryn «Kat» Teasdale könnte manchen Motorsportfans aus anderen Motorsportserien ein Begriff sein, denn die ehemalige Skirennläuferin aus Kanada, war in zahlreichen Road Racing Serien unterwegs. Teasdale war die erste Kanadierin mit einer internationalen FIA Fahrerlizenz und startete u.a. in der Firestone Indy Lights Series und der Escort World Challenge Series. Kat Teasdales Rennfahrerkarriere begann zunächst in der Formula Ford 2000 Series und setzte sich in der SCCA Players GM Series in Kanada fort. Für Pontiac ging es danach in die IMSA, in die Indy Lights und Formula Atlantic. In der kanadischen IROC Series gewann Teasdale auf Chevrolet Camaro drei Mal die Meisterschaft und in der Players GM Racing Series wurde Teasdale in ihrer Corvette bekannt. In anderen kanadischen Road Racing Serien wie der CASCAR Grand Sports und der GT-Series konnte Teasdale 150 Rennsiege einfahren. 1991 landete sie durch das Corvette Racing Programm beim Team von Brian Stewart, der u.a. so bekannte Fahrer wie Paul Tracy, Adrian Fernandez und Brian Herta (alle aus der PPG Champ Car Series) als Fahrer hatte. Dadurch konnte Teasdale weitere Kontakte aufbauen.
1994 fuhr Teasdale im Porsche beim 24-Stunden-Rennen in Daytona und war auch am Start beim 12h-Klassiker von Sebring. Im folgenden Jahr konnte Teasdale im Pontiac zusammen mit Doug Goad und Andy Pilgrim sogar die 12-Stunden von Sebring gewinnen.
Die Stock-Car-Karriere von Teasdale fiel dagegen eher spärlich aus. Ihre ersten Starts im Stock Car Motorsport hatte sie 1997 in der damaligen NASCAR Busch North Series (jetzt NASCAR K&N Pro Series) mit einem 29. Platz in Little Rock und einem Ausfall in Watkins Glen. In der NASCAR Busch Grand National Series startete sie 1998, auf einem Chevrolet Monte Carlo #54. Von Position 40 aus fuhr sie in Milwaukee auf Platz 31.
Kelly Williams
Frauen starteten nicht nur in den allseits bekannten Rennserien der NASCAR-Organisation, sondern auch in anderen Stock-Car-Serien. So gab es auch in der CASCAR Super Car Series, dem kanadischen Pendant zur US-amerikanischen NASCAR, Frauen hinter dem Lenkrad. Kelly Williams fuhr zunächst 1990 bis 1993 in der CASCAR Goodyear Challenge Cup Series und konnte in der Saison 1993 acht Rennsiege erzielen, errang den Titel «Most Popular Driver 1993» und beendete die Saison auf dem vierten Platz in der Gesamtwertung.
Damit war sie die erste Frau, die einen Rennsieg in der 14-jährigen Geschichte der CASCAR erzielen konnte. Im Jahr 1994 wechselte Sie in die höhere CASCAR Late Model Series und danach in die erste Liga, die CASCAR Super Car Series, wo sie in der Saison 1999 wiederum den Titel «Most Popular Driver» erhielt. In 10 Jahren in der CASCAR Super Car Series fuhr Williams u.a. mit so bekannten Sponsoren wie GM Goodwrench Services, AOL Canada, Westburne Electric und Kawasaki Motors.
Woman in Stock Car Racing, wird nach den Teilen 1949-1965 und 1975-1999 demnächst fortgesetzt mit dem abschließenden Bericht der Jahre 2000 bis 2012 u.a. mit Erin Crocker, Sunny Hobbs, Danica Patrick, Angela und Amber Cope und einem Special über die All-Female Pit Crews.